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Topo,
El |
Original
Titel |
Topo,
El |
Deutscher
Titel |
Mexiko
1971 |
Land |
Alejandro
Jodorowsky |
Regisseur |
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Ein
schwarz gekleideter Mann (El Topo) und ein nacktes Kind (sein
Sohn) reiten durch die Wüste - der Mann stoppt und weist
das Kind an sein erstes Spielzeug (einen Stoffbären) und
ein Bild seiner Mutter im Wüstensand zu vergraben. Das Kind
ist 7 Jahre alt und ab jetzt ein Mann und soll sich von seinem
erstem Leben - als Kind - trennen.
Sicherlich eine der stärksten Szenen des ganzen
Films - nicht nur in beeindruckenden Farben aufgenommen
(obwohl man glauben könnte, die Wüste gibt
nicht viel her), sondern auch von stark beeinflussender
(Flöten) Musik begleitet und mit einem Abschlußbild
(siehe unten / Bild 2), das einem im Gedächtnis
bleibt.
El Topo und der Junge treffen in einer Stadt ein, in der offensichtlich
eine Massaker an der Bevölkerung stattgefunden hat, die Körper
der Toten wurden teilweise aufgehängt. Ein Überlebender ist nicht
mehr in der Lage Auskunft zu geben - er bittet um seinen Tod - El Topo übergibt
seine Waffe an den Jungen, der erschießt den Mann.
Als nächstes treffen die beiden auf drei Banditen.
Diese Banditen erfüllen jedes Klischee des mexikanischen / lateinamerikanischen
Verbrechers aus alten Zeiten - dreckig, Sombrero, gekreuzte Patronengurte, überdreht
und zu jeder Schandtat bereit. In Alejandro Jodorowskys Filmen sehen "die
Bösen" auch böse aus - aber dazu später mehr, denn
so ganz möchte ich das nicht stehen lassen.
El Topo tötet zuerst zwei der Bandidos, den dritten erst nachdem
er erfahren hat wer für das Massaker verantwortlich ist - der Colonel
und seine Brut haben sich in einer Mission eingenistet und hausen dort
wie die Teufel in Menschengestalt. Sie töten zum Spaß und aus
Langeweile, aus offensichtlicher Ermangelung an weiblicher Gesellschaft
werden die Mönche "verweiblicht", ihre religiösen Insignien
werden geschändet.
Eine Frau, die zum persönlichen Besitz des Anführers gehört,
kann sich gegen die Männer erwehren, da sie ihnen mit Repressalien
durch den "Colonel" droht. Dieser Colonel haust in einer Art
Pueblo.
Die zweite beeindruckende Szene (siehe Bild 5) - der Pueblo mit seinen
spitz zulaufenden Wänden, innen aus rohen, abgerundeten Ziegeln bestehend,
strahlt eine majestätische Unruhe aus - eine Kathedrale, von der aber
etwas beunruhigendes ausgeht und das obwohl der Colonel eigentlich nur
ein weiterer kränklicher, degenerierter Verbrecher ist, mit dem man
nicht einmal Mitleid haben kann.
Etwas vergleichbares habe ich bis jetzt nur einmal gesehen - Das Ende von
Terry Gilliams Brazil, die Folterkammer im inneren eines Kühlturmes.
Als sich die Brut über die Frau hermachen will, schreitet El
Topo ein, er tötet einen der Banditen - in einem Duell besiegt er
den Colonel und entmannt ihn anschließend. Der Colonel macht seiner
Existenz ein Ende. Die übrigen Verbrecher fallen der Dorfbevölkerung
zum Opfer.
In seinem Kampf gegen den Colonel wirkt
El Topo, mit seinen erst verschränkten
Armen und später ausladenden, fast
majestätischen Bewegungen, wie ein
Herr über Leben und Tod.
El Topo verläßt die Mission mit der Frau zusammen, der Junge
verbleibt bei den Mönchen.
El Topo nennt die Frau von nun an Mara - in den Weiten der Wüste erleben
beide Visionen von Wundern, die sich aber eher als Illusionen herausstellen
und das obwohl sich El Topo offensichtlich für ein Gottähnliches
Wesen hält, das er aber eindeutig nicht ist.
Mara überredet bzw. versucht ihn, die "4 Meister der Waffen" zu
suchen und zu töten.
Nach langer Suche finden sie den Ersten - El Topo erkennt das sein Gegenüber
Erkenntnisse und Fähigkeiten besitzt, die es ihm nicht leicht machen,
ihn zu töten.
In einem Kampf besiegt er ihn aber doch.
Mara wird in der Zwischenzeit von einer schwarz gekleideten Frau begleitet
/ verfolgt, die El Topo sehr ähnlich ist.
Der zweite Meister besiegt El Topo - die Strafe ist aber nicht der Tod,
sondern die Selbsterkenntnis, das er schießt um sich selbst zu finden
und nicht, so wie sein Gegner, um des Kampfes Willen. El Topo muß erneut
erkennen das sein Gegenüber ihm überlegen ist - er tötet
ihn trotzdem, um des Tötens Willen, auf "unfaire" Art und
Weise.
Der dritte Meister besiegt El Topo ebenfalls - er überlebt durch einen
Zufall(?).
Die Symbolik der Szenerie (die toten Kaninchen, die plötzlich überall
herumliegen) bleibt mir leider etwas verschlossen, das Sterben der Kaninchen
könnte auf ein Gottähnliches Wesen hindeuten, daran habe ich
aber meine (berechtigten) Zweifel.
El Topo trifft auf den vierten Meister, der ihm in jeder Hinsicht überlegen
ist - trotzdem ist der Meister am Ende des Kampfes tot - aber auch El Topo
hat diesen Kampf verloren.
Mara wendet sich von ihm ab - im Kugelhagel der fremden Frau beendet El
Topo sein bisheriges Leben und wird von Mara dann endgültig verraten
und niedergeschossen.
Eine Gruppe von Behinderten, Gequälten und Verkrüppelten findet
ihn und pflegt seine Wunden - unter der Erde kommt er zu neuer Kraft und
wird zum Messias dieser merkwürdigen Gruppe, die ihrer Heimat beraubt
wurde. El Topo, der jetzt eher wie ein Mönch aussieht, verspricht
die Gruppe aus ihrem unterirdischen Gefängnis zu befreien.
Mit einer zwergwüchsigen Frau begibt er sich in die Stadt, um die
Vorbereitung für die Flucht zu treffen - in der Stadt herrscht ein
merkwürdiger grotesker Totenkult.
Erinnert stark an Sergio Corbuccis Django, obwohl dem die pseudoreligiöse
Handlung dieser Szenerie fehlt.
Ich möchte noch hinzufügen, das ich ansonsten nichts von Vergleichen
zwischen El Topo und Django halte - nur meine Meinung - El Topo ist kaum
als "richtiger" Western zu bezeichnen, auch nicht als Italo Western
(die müssen zwar bekanntlich nicht unbedingt aus Italien stammen -
aber trotzdem). Die Handlung hätte man auch in andere Sub Genres übertragen
können. Die Personen (Django / El Topo) sind zu verschieden, auch
wenn sie beide aus persönlichen, teils niederen Motiven handeln. Einer
aus Berufung, dann aus einer vom "Saulus zum Paulus" Haltung.
Der andere aus reiner Geldgier.
El Topo ist an einem Ort der totalen Gesetzlosigkeit, Menschen werden
zum Spaß getötet, wie Vieh gebrandmarkt, wie die "Opferlämmer
geschlachtet" und das alles unter der Regie und dem Applaus der häßlichsten
Menschen, die man sich vorstellen kann.
Wie schon am Anfang erwähnt, sind
die Menschen die Böses in diesem Film
tun, ausgesprochen häßlich,
sogar ekelig anzusehen - ich glaube aber
nicht das uns Jodorowsky damit sagen will,
das häßliche Menschen, häßliche
Dinge tun, sondern eher das das Böse
immer ein böses Antlitz / Gesicht
hat.
El Topo verdingt sich als Clown und
Tagelöhner und trifft dabei auf seinen
Sohn, der eine Wandlung vom Priester zu
dem was sein Vater einst war durchmacht
- der Sohn kündigt an den Vater zu
töten. Er läßt ihm aber
die Chance sein Werk zu vollenden und hilft
ihm sogar dabei. El Topo kann die Verkrüppelten
aus ihrem unterirdischen Gefängnis
befreien - es kommt trotzdem oder gerade
deswegen zur Katastrophe.
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Wenn
man nur die Bilder sprechen läßt, könnte man
den Film durchaus als Meisterwerk ansehen. Ich möchte das
aber nicht allgemein sagen - dazu ist das Gezeigte doch zu sehr
vom Filmgeschmack jedes einzelnen abhängig. Die Bilderflut
zieht eigentlich fast jeden in ihren Bann.
Die religiösen Andeutungen ziehen sich durch den ganzen Film, wenn
sie auch mit der Zeit immer mehr in die Pseudoreligion des Zweiten Teils übergehen
(nach El Topos "Wiedergeburt"). Damit kann man als Zuschauer
schon seine Problem haben und von einem unterhaltsamen Film ist El Topo
weit entfernt, was allerdings nicht nur an der schwierigen Handlung, sondern
auch an den teils abstoßenden Taten bzw. degenerierten Charakteren
liegt.
Das El Topo von allerlei Dingen (Weib, Macht, im übertragenen Sinn,
auch dem Teufel) versucht wird, muß man ja nicht unbedingt im religiösen
Zusammenhang sehen, sondern vielleicht einfach nur menschlich. Aus dem
Film rausreden läßt sich die Religion aber nicht - ich schreibe
das nur weil es auch abschrecken kann. Ein religiöser Mensch könnte
den Film als ketzerisch empfinden (könnte?) - andere als mit christlicher
Symbolik überladen. Am einfachsten wird es wahrscheinlich wenn man
El Topo wie ein Bild betrachtet und wirklich nur die Bilder sprechen läßt,
dann wird man sicherlich keinen unterhaltsamen Film zu sehen bekommen,
aber einen den man nie wieder vergißt. Ein übriges tut auch
die sehr schöne Musik, die einfach, aber sehr eindrucksvoll ist.
Ob ich nun alles so verstanden habe, wie es zu verstehen ist, bezweifele
ich doch sehr - aber darauf kommt es bei El Topo auch nicht an - wenn ein
Film so beeindruckend "rüberkommt", dann war wohl das "Richtige" dabei.
Natürlich hat so ein beeindruckender Film auch eine gute Veröffentlichung
in jedem Land der Welt verdient - das sieht bei den Filmen von Alejandro
Jodorowsky leider ganz anders aus. Durch Streitigkeiten mit seinem späteren
Geldgeber, wurde aus den Jodorowsky Filmen ein Spielball der Firmenpolitik
eines Mann, der Jodorowsky ruinieren wollte, so bleiben nur VÖs in
Japan und Italien (einige VHS und Ld VÖs mal außen vor). Eine
sehr schöne DVD Box aus Japan ist nicht nur Japan typisch "geblurrt" -
sprich zensiert, sondern auch noch unglaublich teuer (aber wohl trotzdem
jeden Kreuzer wert), außerdem Einzel DVDs aus Japan (wie gehabt -
ungeschnitten, geblurrt und teuer). In Italien gibt es die VÖs von
Raro Video die El Topo und The Holy Mountain erst einzeln und später
im Doppelpack herausgebracht haben. El Topo unzensiert und in ausgezeichneter
Qualität (vor allem die Neuauflage ist sehr gut gelungen) - Holy Mountain
konnte bis auf einige wenige Szenen wieder hergestellt werden. Die Qualität
von Holy Mountain ist etwas schwächer, da aber andere und bessere
Masterbänder unter Verschluß des Rechteinhabers liegen, muß man
damit zufrieden sein (auch die Fimschnitte sind zu verschmerzen, da es
sich nur um wenige, sehr kurze Szenen handelt). Bei der Intimfeindschaft
von Jodorowsky und seinem ehemaligen Finanzier, besteht auch die Möglichkeit
das sämtliches Material vernichtet wurde.
Bei Santa Sangre sieht es VÖmäßig etwas besser aus - empfehlenswert
die Anchor Bay GB DVD und die deutsche Legend DVD, die allerdings als Verleih
DVD, einige Schwächen aufweist (Bonus, Format, Bildqualität usw.).
Eine bessere deutsche Kauf DVD steht noch aus (und mittlerweile leider
auch in den Sternen). Wer die Filme von Alejandro Jodorowsky mag oder auch
nur kennenlernen möchte, sollte einfach alles nehmen, was er kriegen
kann - viel besser als jetzt, wird die VÖ Situation wohl nicht mehr
werden.
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